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China Politik, Geldpolitik, Geldsystem: Das Gebäude des Hauptsitzes der People's Bank of China in der Lujiazui Street, Pudong New Area, Shanghai

Chinas aktuelle Geldpolitik und deren Wirkung

April 20, 2024 um 11:15 AM © IMAGO / NurPhoto

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Voraussichtlich wird Chinas Geldpolitik akkommodierend bleiben, wobei weitere Lockerungen folgen könnten, wenn die wirtschaftliche Erholung den im soliden ersten Quartal verzeichneten Schwung nicht beibehalten kann. Zu dieser Einschätzung kamen Beamte und Experten. 

 

Zhu Hexin, stellvertretender Gouverneur der Zentralbank des Landes, der People's Bank of China (PBOC), erklärte, dass die Reihe der eingeführten geldpolitischen Maßnahmen langsam aber sicher die gewünschte Wirkung zeigen. Beleg dafür ist die kontinuierliche Erholung der chinesischen Wirtschaft nach einem guten Start in diesem Jahr. 

"Es gibt noch Spielraum für zukünftige geldpolitische Anpassungen", sagte Zhu auf einer Pressekonferenz am Donnerstag. "Wir werden die Auswirkungen der Politik, den Stand der wirtschaftlichen Erholung und die Fortschritte bei der Erreichung der (wirtschaftlichen) Ziele genau beobachten und die Reserveinstrumente zum richtigen Zeitpunkt einsetzen", so Zhu. Er fügte hinzu, die PBOC sei weiter stark bemüht, dafür zu sorgen, dass die Finanzinstitute zu einer ausgewogenen Kreditexpansion noch im Laufe dieses Jahres beitragen. Die mäßige Kreditexpansion im ersten Quartal bewahre dabei den Spielraum für das Kreditwachstum in den kommenden Quartalen. 

Zhus äußerte sich zur Chinas aktueller Geldpolitik und deren Wirkungen, nachdem bekannt wurde, dass das chinesische BIP im ersten Quartal um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen war. Die Daten übertrafen die Erwartungen und stärkten das Vertrauen der Marktteilnehmer in die Fähigkeit Chinas, das diesjährige Wachstumsziel von rund 5 Prozent zu erreichen.

 

Auch globale Banken wie UBS und die Deutsche Bank haben ihre Wachstumsprognosen bereits entsprechend angehoben. Auch sie erwarten, dass Chinas Wirtschaft 2024 mit einem Anstieg von 4,9 Prozent bzw. um 5,2 Prozent rechnen kann. 

Da das Wachstumsziel von 5 Prozent für das Gesamtjahr nun in greifbarer Nähe scheint, sind Experten der Ansicht, der unmittelbare Bedarf an zusätzlichen geldpolitischen Impulsen sei geringer geworden. Dies gelte vor allem dann, wenn man bedenke, dass die US-Notenbank die Zinssenkungen aufgrund des anhaltenden Preisdrucks verschieben könnte. 

 

Zhus Äußerungen unterstreichen die Bereitschaft der PBOC, weitere Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft zu ergreifen, sollte der Bedarf hierfür vorhanden sein. 

"Es besteht nach wie vor die Möglichkeit weiterer Senkungen des Mindestreservesatzes und der Zinssätze, was weitgehend von der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal abhängen wird", sagte Chris Liu, leitender Portfoliomanager bei Invesco. "Der Umfang und der Zeitpunkt dieser potenziellen Anpassungen könnten jedoch von den Maßnahmen der US-Notenbank beeinflusst werden". 

Zhu, der auch Leiter der staatlichen Devisenbehörde ist, erklärte außerdem, dass der wirtschaftliche Aufschwung im ersten Quartal 2024 dazu beitragen werde, externe Schocks für den Yuan abzufedern. Außerdem, so fuhr er fort, sei die Zentralbank entschlossen, das Risiko eines Überschießens des Wechselkurses zu vermeiden.

 

Offizielle Daten zeigen, dass der Yuan seit Jahresbeginn gegenüber dem Dollar an Wert verlor. Gleichzeitig hat die chinesische Währung gegenüber einem Währungskorb an Wert gewonnen. Außerdem war der Yuan im März den fünften Monat in Folge die viertgrößte Zahlungswährung der Welt und machte 4,69 Prozent des weltweiten Zahlungsvolumens aus, so die globale Finanznachrichtenplattform Swift.

Wang Chunying, stellvertretende Leiterin und Sprecherin der Staatlichen Verwaltung für Devisenhandel (State Administration of Foreign Exchange, kurz SAFE), sagte, dass ausländische Investoren ihre Investitionen in Renminbi-Anleihen im ersten Quartal beschleunigt haben, als der Nettozuwachs ausländischer Bestände an Onshore-Anleihen 41,6 Milliarden Dollar erreichte und damit 23 Milliarden Dollar im Jahr 2023 überstieg. Wang erklärte zudem, dass China eine Öffnung der Anleihemärkte weiter vorantreiben will. Dies soll beispielsweise durch die Öffnung des Onshore-Repo-Marktes für mehr ausländische Institutionen umgesetzt werden, außerdem soll die weitere Förderung inländischer Renminbi-Anleihen weithin als akzeptierte Sicherheiten auf den Offshore-Märkten gelten. 

 

Während die Bestände ausländischer Investoren an chinesischen Anleihen zunahmen, hat China seine Bestände an US-Staatsanleihen in diesem Jahr bereits in zwei Monaten in Folge reduziert. Chinas Bestände an US-Staatsanleihen beliefen sich Ende Februar auf 775 Mrd. $, ein Rückgang um 22,7 Mrd. $ im Vergleich zum Vormonat und um 74 Mrd. $ im Vergleich zum Vorjahr, so das US Department of the Treasury.