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China Wirtschaft, Konsum, Shopping, Konsumverhalten: Chinesisches Paar beim Window Shopping bleibt neben einem SALE Schild stehen

Bremsen Chinas schwache Konsumausgaben die Welt?

April 20, 2024 um 01:00 PM © IMAGO / TongRo Images

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Die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, Kristalina Georgieva, beklagte am Donnerstag das langsame Tempo des weltweiten Aufschwungs. Sie forderte Europa auf, mehr zur Steigerung der Produktivität beizutragen. China hingegen solle daran arbeiten, seine schlummernde Binnennachfrage zu beleben. 

 

Georgieva sagte auf einer Pressekonferenz während der Frühjahrstagung des IWF und der Weltbank in Washington, dass eine Reihe von Faktoren zusammenkommen, die das Wachstum in Europa und China bremsen. Hierzu gehören, um nur zwei Punkte aufzuzählen, die Überalterung der Bevölkerung sowie die suboptimalen Kapitalallokationen, während die USA die Erwartungen weit übertroffen haben. "Das ist es, was uns in diesen Tagen beschäftigt. Wie können wir die Verlangsamung von Produktivität und Wachstum besser aufhalten und was können wir tun, um sie umzukehren?" sagte Georgieva. 

Sie beschrieb zudem, dass sich China, das Land, in dem die Inlandsnachfrage unter einer durch Überinvestitionen ausgelösten Immobilienkrise leidet, an einer "Weggabelung" befinde. Das Land müsse sich von seinem jahrzehntelangen investitions- und exportorientierten Wachstumsmodell abwenden und zu einem konsumorientierten Modell übergehen. "Es ist an der Zeit, sich auf inländische Wachstumsquellen zu besinnen", erklärte Georgieva. Dies beginne mit der Lösung der Krise im Immobiliensektor, um den Verbrauchern mehr Vertrauen in die Ausgaben zu geben, und gleichermaßen mit dem Ausbau des sozialen Sicherheitsnetzes, das den Chinesen die Möglichkeit gebe, "ein bisschen weniger zu sparen und ein bisschen mehr auszugeben", so die IWF-Chefin. 

 

US-Finanzministerin Janet Yellen hat auf ihrer jüngsten Reise nach China ähnliche Argumente vorgebracht. Auch sie empfahl Peking den Binnenkonsum anzukurbeln, während sie davor warnte, dass die USA die chinesischen Bemühungen, die Weltmärkte in großem Stil mit Exporten von Elektrofahrzeugen und Solarprodukten zu bedienen, als Mittel zur Wiederbelebung des Wachstums nicht akzeptieren würden. 

 

Der IWF prognostizierte am Dienstag für 2024 ein globales Wachstum von 3,2 % - deutlich unter dem 20-jährigen Durchschnitt von 3,8 % vor der Pandemie - und begründete dies mit der schwachen Entwicklung in Europa und China sowie den Auswirkungen hoher Zinsen und regionaler Kriege auf die sich entwickelnden Volkswirtschaften. Vermögensverwalter machen sich zudem auf Verzögerungen bei den Zinssenkungen gefasst, da die US-Notenbank mit der anhaltend hohen Inflation zu kämpfen habe. 

Seine Wachstumsprognose für die USA hob der IWF um 0,6 Prozentpunkte auf überdurchschnittliche 2,7 % für 2024 an, während die Prognose für die Eurozone um 0,1 Prozentpunkte auf 0,8 % gesenkt wurde. Georgieva sagte, die USA hätten es besser verstanden, technologische Innovationen zu nutzen und in skalierbare Geschäftstätigkeiten umzusetzen. 

 

Die USA haben auch von der heimischen Energieproduktion profitiert. Durch diese wurden die Energiepreise niedrig gehalten. Ein weitere Faktor, der die USA positiv beeinflusste, war die Einwanderung, die ein reichliches Angebot an Arbeitskräften geschaffen hat, ohne dass die Löhne zu stark gestiegen seien. Die Technologie habe Europa keine ähnlichen Vorteile gebracht, sagte sie. "Wir wissen, dass in Europa noch einiges getan werden muss, um die Innovationskraft zu entfesseln. Ein Vergleich der Kosten für ein Patent in den USA und in der Europäischen Union spricht eine deutliche Sprache", sagte Georgieva und verwies auf die höheren Kosten und Vorschriften in der EU. 

Eine weitere Möglichkeit wäre die Förderung der Erhöhung von Investitionen in das Humankapital. Damit könnten dynamischere Arbeitsmärkte und eine bessere Kapitalallokation geschaffen werden, sagte sie. 

Georgieva rief die IWF-Mitgliedsländer außerdem zu mehr fiskalischer Zurückhaltung auf, da die Fiskalkapazität in den meisten Ländern durch die Covid-19-Pandemie und die anschließende Lebenshaltungskostenkrise erschöpft sei und die hohe Schuldenlast in einem Hochzinsumfeld schwerer zu tragen sei. 

 

Diese Botschaft griff Mitte der Woche der Fiscal Monitor des IWF auf. Dieser stellte fest, dass die USA und andere große Volkswirtschaften in Wahljahren zu viel ausgeben. "In einer Welt, in der es immer wieder zu Krisen kommt, müssen die Länder dringend ihre fiskalische Widerstandsfähigkeit verbessern, um auf den nächsten Schock vorbereitet zu sein", sagte Georgieva.