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China News, Nachrichten, Aktuelles, E-Autos, chinesische Automobilhersteller, Elektroautos: Fahrzeuge werden auf der Beijing Automotive Exhibition ausgestellt

Europa zu verstehen ist für chinesische Autohersteller entscheidend

May 1, 2024 um 02:00 PM © IMAGO / Kyodo News

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Das Potential ist da: Chinesische Autohersteller haben die Möglichkeit, den Fahrzeugmarkt in Europa zu beleben. Essenziell hierfür ist es jedoch, ein tiefes Verständnis für das jeweilige Zielland zu erlangen. Nur dann können chinesische Autohersteller in Europa Fuß fassen. 

Dies erklärte der Chefökonom der in London ansässigen Autovista Group, einem Anbieter von paneuropäischen und australischen Automobildaten, Analysen und Branchenkenntnissen. In einem Interview berichtete Christof Engelskirchen von der Pekinger Automesse, die vom 25. April bis zum 4. Mai läuft. Er habe dort "so viel Aufregung und Energie" gespürt und beides würde eine Atmosphäre der Innovation schaffen, wie man sie selten anderswo sieht. "Wenn wir das (nach Europa) rüberbringen und die Aufregung über das, was das Auto bieten kann, erzeugen können, wäre das eine positive Entwicklung, für die (europäischen) Kunden und auch für den Wettbewerb", sagte er.

 

Chinas Automobilindustrie sei in den letzten 10 Jahren "aufgewacht" und biete jetzt bessere Produkte und bessere Technologie, erklärte der Chefökonom. Einige der Aussteller auf der Automesse in Peking haben es sich zur Aufgabe gemacht, Informationen für ausländische Besucher, einschließlich potenzieller Händler und Reporter, vorzubereiten. "Man hat das Gefühl, dass man auf einer internationalen Messe ist, nicht auf einer regionalen. Sie ist internationaler, als ich erwartet hatte", beschrieb Engelskirchen. 

Während der Automesse gab es viele Vorstellungen zu strategischen Ausrichtungen seitens der chinesischen Automobilhersteller. Unter anderem plant Voyah, das bereits in einigen europäischen Ländern Ausstellungsräume eröffnet hat, bereits 2026 in ganz Europa vertreten zu sein. 

 

Vor allem Europa und Südostasien sind nach Angaben der China Association of Automobile Manufacturers zwei wichtige Zielländer für die zunehmenden Exporte chinesischer NEV-Hersteller. Great Wall Motor, Chinas größter SUV-Hersteller, erwartet, seinen Auslandsabsatz bis 2030 auf 1 Million Einheiten zu steigern. 2023 setzte das Unternehmen 300.000 Einheiten ab.

Engelskirchen zeigte gute Chancen für die chinesischen Marken auf europäischen Märkten bzw. auf dem Weltmarkt auf. Grund dafür sei die Schnelligkeit, Innovation und vertikale Integration der chinesischen Firmen. Jedoch fügte er hinzu, dass sie jeden der Zielmärkte sorgfältig analysieren und verinnerlichen sollten, da extreme Unterschiede zwischen den Verschiednen Zielländern auftreten könnten. 

In den Augen der chinesischen Automobilhersteller wird Europa gewöhnlich als eine große, einheitliche Region betrachtet. Die europäischen Länder unterscheiden sich jedoch in vielerlei Aspekten. Hierzu gehören Unterschiede in den Kundenpräferenzen, der Automobilpolitik und dem Vorhandensein einer starken lokalen Automobilindustrie. Ziel der chinesischen Unternehmen sollte es daher zuerst sein, herauszufinden, in welchem Segment und in welchem Land das Potenzial für ihre Fahrzeuge liegt und wie groß der entsprechende Markt ist. 

Ein weiterer zu berücksichtigender Faktor ist die Bedeutung des Restwerts der Fahrzeuge, was sich als entscheidend erweisen wird, wenn die Automobilhersteller mit den lokalen Banken zusammenarbeiten, um maßgeschneiderte Finanzierungslösungen zu finden. Denn etwa die Hälfte der Käufe von Neuwägen in Europa wird über Leasingverträge abgewickelt.

 

Mit Blick auf die allgemeinen Autokäufer müssten sich die Automobilhersteller aus China von den bereits auf dem Markt etablierten Herstellern abheben, so Engelskirchen. "Es gibt bereits so viele Marken und Modelle. Wenn also jemand mit einem neuen Produkt kommt, muss es etwas Neues sein", sagte er. 

Engelskirchen betonte außerdem die Wichtigkeit einer Konsistenz der Markenzeichen einer Marke. Hierzu können beispielsweise die Konnektivität oder eine größere Reichweite zählen. Egal auf welchen Punkt eine Marke setzt, dieser muss verlässlich bestehen bleiben. "Es geht nicht nur um 'Luxus' oder die beste Qualität. Das ist es nicht." Er erklärte es am Beispiel von Xiamoi. Xiaomi, das sein erstes Fahrzeug-Modell im März auf den Markt gebracht hat, scheint in China eine "fantastische Geschichte" zu erzählen. 

Der CEO Lei Jun ging auf der Automesse in Peking von Stand zu Stand, gefolgt von Hunderten von Kameras und Handys. "Diese Art von Hype um eine Marke, denke ich, wird in Europa nur schwer zu wiederholen sein."