Das 14. Internationale Filmfestival von Peking eröffnete am Donnerstag in den nördlichen Außenbezirken der chinesischen Hauptstadt. Es zog mehr als 370 Stars und Filmemacher aus dem In- und Ausland an, die sich über neue Filme und die Aussichten für Chinas Filmindustrie austauschten. Über 1 500 Filme aus 118 Ländern und Regionen bewarben sich um die Tiantan Awards, die höchste Auszeichnung des Festivals - eine Rekordzahl. Die zehn zu gewinnenden Awards werden bei der Abschlussveranstaltung am 26. April verliehen, die Sieger werden aus 15 nominierten Filmen ausgewählt. 

David White, ein australischer Sounddesigner, ist Teil der Jury für die Vergabe der Tiantan Awards. Er erzählte, er habe die chinesische Hauptstadt seit den späten 1980er Jahren mehrfach besucht und die rasche Erholung der chinesischen Filmindustrie nach der COVID-19-Pandemie mit Aufmerksamkeit verfolgt. "Ich denke, dass die chinesische Filmindustrie im Moment die interessanteste der Welt ist und das größte Wachstumspotenzial in den nächsten fünf Jahren hat", sagte er und fügte hinzu, dass er sich auf die Zusammenarbeit mit mehr chinesischen Filmemachern freut. Denn China und Australien haben vor einigen Jahren ein Abkommen über die Koproduktion von Filmen unterzeichnet. 

Die Crewmitglieder von mehr als 70 Filmen - die meisten von ihnen sind in Vorbereitung oder noch in Produktion - schritten über den roten Teppich und teilten ihre Leidenschaft für das Kino oder ihre über die Jahre gesammelten Einsichten in das Filmemachen.

Der ikonische Hongkonger Regisseur Peter Chan verriet beispielsweise, dass er an seinem neuesten Projekt "She's Got No Name" arbeitet. Hierbei handelt es sich um eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit, die ihn vor acht Jahren in ihren Bann zog. Die Geschichte basiert auf einem Fall aus dem Jahr 1945, in dem eine Frau ihren Ehemann aufgrund häuslicher Gewalt ermordete. Chan sagte, sein Antrieb hierfür sei es gewesen, aus seiner Komfortzone herauszutreten und ein neues Gebiet zu erkunden. 

Der polnische Regisseur Jerzy Skolimowski, der auch Vorsitzender der Jury der Sektion Forward Future des Filmfestivals ist, sagte, die Filme auf der Auswahlliste, die er bisher gesehen habe, zeigen alle frische filmische Ansätze. Er fügte außerdem hinzu, dass er von der jungen Generation lernen möchte - denn die Sektion Forward Future zeichnet aufstrebende Talente aus. 

Doch auch weitere alt eingesessene Talente waren vor Ort. Der bekannte Schauspieler Hu Ge, dessen neuer Film "Gold oder Scheiße" für die höchste Auszeichnung des Festivals nominiert wurde, sagte, dass es für einen Schauspieler eine große Herausforderung sei, in relativ kurzer Zeit zwischen verschiedenen Geschichten und Rollen zu wechseln. Das Wichtigste sei es allerdings, immer dem Regisseur und dem Drehbuchautor zu vertrauen. 

Li Shaohong, Regisseur von "Der Traum der roten Kammer", der von 13 Schauspielerinnen und einem Schauspieler begleitet wird, was das größte Ensemble aller vertretenen Filmteams ausmacht, erzählte, dass sein auf einem der bekanntesten alten Romane des Landes basierende Film vor sechs Jahren fertig gestellt wurde. 

Es sei wie ein magischer Moment gewesen, als Kent Tong, ein altgedienter Schauspieler aus Hongkong, erfuhr, dass eine restaurierte und neu bearbeitete 4K-Version seiner Romanze Nomad aus dem Jahr 1982 während des Filmfestivals gezeigt werden würde, so der Schauspieler. Es habe ihm das Gefühl gegeben, in die Vergangenheit zu reisen. 

Der preisgekrönte Film "Dwelling by the West Lake" von Regisseur Gu Xiaogang, in dem ein junger Mann versucht, seine Mutter vor einem Pyramidensystem zu retten, wurde als Eröffnungsfilm des Festivals ausgewählt. Der Schauspieler Wu Lei, der in dem Film die Hauptrolle spielt, sagte, er sei von den Themen Liebe und Erlösung in dem Film sehr angetan. 

240 Filme sind für rund 750 Vorführungen in 27 Kinos in Peking, dem benachbarten Tianjin und der Provinz Hebei vorgesehen und bilden die Höhepunkte des Festivals.