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Können chinesischen Aktienindizes es dem Nikkei gleichtun?

April 9, 2024 um 05:30 AM © IMAGO / Zoonar

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Anleger des chinesischen A-Aktienmarktes sind über die Entwicklung außerhalb des chinesischen Aktienmarktes verblüfft, da diese eigentlich nicht mit den wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Landes übereinstimmen. Gleichzeitig wird an den japanischen Börsen um internationale Investoren geworben, indem der immer wieder aufgefrischte Höchststand des Nikkei 225 gepriesen wird. Anfang März lag dieser bei über 40.000 Punkten. Prognosen von Experten zufolge soll er bis Ende 2025 höchstwahrscheinlich auf 55.000 Punkte ansteigen. 

 

Woher kommt der Schwung, der den japanischen Aktienmarkt so ansteigen lässt und wären ähnliche Kursbewegungen auch in China denkbar? 

 

Hierzu müsste der chinesische Kapitalmarkt ähnliche Praktiken wie sein japanisches Pendant übernehmen. Die Liquidität des japanischen Aktienmarktes wurde durch eine extrem lockere Geldpolitik sichergestellt, welche Japan bereits seit einem Jahrzehnt verfolgt. In China  kann dieser Mechanismus nicht direkt kopiert werden, denn das geld- und finanzpolitische Umfeld in beiden Ländern unterscheidet sich. Zudem ist die Liquidität ist auf dem A-Aktienmarkt Chinas derzeit kein Thema. 

 

Die institutionelle Verbesserung, die in Japan stetig voranschreitet, könnte ein guter Referenzpunkt sein. Dei Börse in Tokio führte 2015 eine Corporate-Governance-Richtlinie ein, welche börsennotierte Unternehmen dazu verpflichtet, mit den Erlösen aus dem Börsengang umsichtig umzugehen. Damit gemeint sind die Ausschüttung von Dividenden, der Rückkauf eigener Aktien, Durchführungen von Fusionen und Übernahmen oder die Aufnahme von verstärkten F&E-Aktivitäten. Allen Unternehmen, welche diese Vorgaben ignorieren, droht die Streichung von der Börse. 

Die Regeln am japanischen Aktienmarkt wurden im März 2023 um noch strengere Vorgaben ergänzt: Sobald das Verhältnis zwischen Aktienkurs und Buchwert des Unternehmens unter 1 liegt, wird darauf geschlossen, dass das Kapital des betreffenden Unternehmens nicht effizient eingesetzt wurde. Unternehmen, auf welche diese Einstufung zutrifft, können bereits ab 2026 von der Börse genommen werden. 

Ähnliche Beispiele gibt es auch in China. Am 24. Januar erklärte die dem Staatsrat unterstehende Kommission zur Überwachung und Verwaltung staatseigener Vermögenswerte, dass das Management des Marktwerts in die Leistungsbeurteilung von Führungskräften staatseigener Unternehmen einfließen wird. Die staatlichen Unternehmen, in der Regel börsennotierte Großunternehmen, können dabei selbstredend einen größeren Beitrag zu den Indizes leisten, sobald ihre Aktienkurse steigen. Es besteht die Hoffnung, dass sich die Unternehmensführung der A-Aktien-Unternehmen verbessert, allen voraus die staatlichen Unternehmen.

 

Ein anderer Mechanismus ist der Kauf börsengehandelter Fonds durch die Bank of Japan, die japanische Zentralbank, vor allem in Zeiten eines schwachen Marktes auf der einen Seite. Andererseits hat auch der 2001 gegründete Government Pension Investment Fund (GPIF), der Verwalter der staatlichen Rentenversicherung Japans, bedeutende langfristige Kapitalströme in den japanischen Aktienmarkt fließen lassen. Fast die Hälfte der Vermögensallokation des GPIF besteht aus Aktieninvestitionen, gleichermaßen ist ein Trend zur Erhöhung des Anteils der Aktieninvestitionen im In- und Ausland deutlich erkennbar. Unternehmen mit stabilen Geschäftsergebnissen und hohen Dividenden, Large Caps und unterbewertete Aktien werden vom GPIF bevorzugt. 

 

Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Motor für das Wachstum am japanischen Markt waren in den letzten zwei Jahren ebenfalls ausländische Investitionen. Nachdem sich Investoren-Legende Warren Buffett im April 2023 sehr positiv über den Investitionswert japanischer Unternehmen, insbesondere der sogo shoshas oder traditionellen Handelshäuser wie Mitsubishi Corp, Itochu, Mitsui & Co, Marubeni und Sumitomo Corp, äußerte, fließen Investitionen aus aller Welt in den japanischen Aktienmarkt und sorgten so für einen Anstieg des Nikkei 225. 

 

China hat sich in letzter Zeit gesunde Praktiken angeeignet. Die Marktaufsichtsbehörden haben von Zeit zu Zeit betont, wie wichtig die Einführung von langfristigem Kapital ist. Im Zuge der weiteren Öffnung des chinesischen Kapitalmarktes wurden mehr internationale Vermögensverwalter eingesetzt. Sozialversicherungsfonds und Versicherungskapital sind ebenfalls wichtige Indikatoren, da sie in der Regel die Branchen mit langfristigem Wachstumspotenzial im Auge haben. Die Maßnahmen für einen Nikkei-ähnlichen Kursverlauf sind im Grunde vorhanden. Die Ausgangslage scheint positiv. Alles, was zum aktuellen Zeitpunkt noch zu fehlen scheint, ist etwas Geduld mit dem chinesischen Aktienmarkt.