Musk rudert angesichts des harten Wettbewerbs durch China zurück
April 7, 2024 um 08:00 AM © IMAGO / VCG
Tesla-Chef Elon Musk versprach den Investoren lange, an einem preisgünstigen Elektrofahrzeug zu arbeiten. , Angesichts der steigenden Konkurrenz durch chinesische Autohersteller und des damit einhergehenden harten Wettbewerbs, hab Musk dieses Vorhaben nun auf Eis gelegt.
Chinesische E-Auto-Hersteller vs. Tesla
Das Einstiegsfahrzeug, teilweise als "Model 2" bezeichnet, welches mittlerweile eingestellt wurde, sollte zu einem Preis von etwa 25.000 US-Dollar angeboten werden. Ein günstiges Model wie dieses anzubieten, sollte darauf abzielen, das Wachstum von Tesla zu einem Autohersteller für den Massenmarkt vorantreiben. Doch der US-Autobauer verschob die Pläne zur Entwicklung des Fahrzeugs, da er sich zunächst auf den experimentellen Elektro-Pickup "Cybertruck" konzentrierte. Scheinbar ein Fehler im Zeitmanagement. Denn in den Jahren, in denen Tesla an dem neuen, teuren Cybertruck arbeitete, überschwemmten chinesische Elektroautohersteller wie BYD den Markt nahezu mit Elektro-Fahrzeugen zu Preisen von 10.000 Dollar und weniger. Dies erschwerte es Tesla, ein kostengünstiges Auto zu entwickeln, welches mit diesen Preisen mithalten könnte.
BYD beispielsweise konnte seinen Absatz von Elektrofahrzeugen in China in diesem Zeitraum von etwa 130.000 auf mehr als 1,5 Millionen steigern - Das florierende Geschäft mit Plug-in-Hybriden und die steigenden Exportzahlen noch nicht berücksichtigt. Würde Tesla mit dem "Billigauto" jetzt in die Entwicklung gehen, wäre es nach Einschätzung des Unternehmens erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 auf den Markt gekommen.
Tesla plant nun Quellen zufolge, stattdessen selbstfahrende Roboterachsen auf der gleichen Kleinwagenplattform zu entwickeln.
Tesla Aktien fallen nach Meldung
Der Autohersteller reagierte nicht auf Anfragen von Reuters, die um einen Kommentar baten. Nach der Veröffentlichung des Artikels schrieb Musk auf seiner Social-Media-Seite X, dass "Reuters (schon wieder) lügt". Er nannte keine konkreten Ungenauigkeiten.
Die Tesla-Aktien stürzten nach der Meldung über das eingestellte Projekt der günstigen E-Autos um mehr als 6 % ab. Nach Musks Beitrag auf X holten diese allerdings einen Teil des Verlustes wieder ein. Zum Börsenschluss am Freitag lag die Aktie daraufhin nur noch 3,6 % im Minus. Kurz darauf meldete Musk sich auf X zurück: Tesla Robotaxi unveil on 8/8", was die Aktien im nachbörslichen Handel wieder steigen lies.
Einstellen von "Model 2" durch Quellen bestätigt
Zwei Quellen, die mit den Einstellungsplänen bzgl. des Model 2 vertraut sind, erklärten, die Entscheidung zu diesem Schritt wurde in einer Sitzung bekanntgegeben, an der zahlreiche Mitarbeiter teilnahmen. Einer von ihnen teilte mit, das Treffen habe Ende Februar stattgefunden und fügte hinzu: "Elons Anweisung lautet, ganz auf das Robotaxi zu setzen". Eine dritte Quelle bestätigte dies und sagte, dass die neuen Pläne die Produktion von Robotaxis vorsehen - allerdings in deutlich kleineren Mengen, als jene, die für das Model 2 geplant waren.
Eine vierte Person, die mit den Plänen von Tesla vertraut ist, äußerte sich optimistisch über die Entscheidung, von der Billigauto-Strategie abzurücken und stattdessen auf Robotaxis zu setzen. Letzteres sei ein Segment, das Musk als die Zukunft der Mobilität ansieht. Die Quelle ergänzte, dass sich Teslas Produktpläne je nach wirtschaftlichen Bedingungen aber jederzeit erneut ändern könnten.
In einer Unternehmensnachrichten vom 1. März hieß es laut Quellen, dass "die Zulieferer alle weiteren Aktivitäten im Zusammenhang mit H422/NV91 einstellen sollten". Die Projektnamen wurden zur internen und externen Kommunikation bzgl. des "Billigauto-Projekts" genutzt. Die Quellen sagten zudem, dass sie nicht alle Gründe für die Entscheidung zur Einstellung des Projekts kannten.
Weniger Auslieferungen von Tesla-Autos, deutlicher Zuwachs der BYD Auslieferungen
Die Entscheidung bedeutet eine Abkehr von einem langjährigen Ziel, das Tesla-Chef Elon Musk oft als seine Hauptaufgabe bezeichnet hat: erschwingliche Elektroautos für die breite Masse. Diese Vision wurde von chinesischen Herstellern wie BYD bereits umgesetzt. Musks erster "Masterplan" für das Unternehmen aus dem Jahr 2006 sah vor, zunächst Luxusmodelle zu produzieren und dann mit den Gewinnen ein "preiswertes Familienauto" zu finanzieren. Seitdem hat Musk Investoren und Verbrauchern wiederholt ein solches Fahrzeug versprochen. Der Aktienwert von Tesla basiert seit langem auf den Erwartungen für den Massenmarkt und nicht auf den aktuellen Umsätzen und Gewinnen. Darüber hinaus wurden die Pläne für den erschwinglichen Tesla als Schlüssel zur Verwirklichung von Musks stratosphärischen Ambitionen für das Umsatzwachstum angesehen.
Musk sagte im Jahr 2020, dass es Teslas Ziel sei, bis zum Jahr 2030 ganze 20 Millionen Fahrzeuge zu verkaufen - doppelt so viele wie der weltgrößte Autohersteller Toyota heute verkauft.
Mit dem Tod des Model 2 ist unklar, wie er dieses Ziel erreichen will. Der Autohersteller meldete am Dienstag einen Rückgang der Auslieferungen um 8 % gegenüber dem Vorjahr. Währenddessen meldete der wichtigste chinesische Konkurrent BYD einen Zuwachs von 13 %. Die Tesla-Aktien fielen nach dieser Nachricht um 5 % und verstärkten damit den Rückgang um mehr als 40 % seit Juli letzten Jahres, was einem Verlust von etwa 400 Mrd. USD an Marktwert entspricht.