Der ehemalige Vize-Handelsminister Wei Jianguo äußerte in einem Exklusivinterview seine Meinung dazu, dass die USA ein falsches Narrativ über Chinas sogenannte "Überkapazitäten" aufbauen, um Chinas aufstrebende Industrien zu attackieren und zu beschränken. Dies könnte jedoch sowohl den USA als auch den globalen Industrieketten schaden. Wei betonte die Notwendigkeit für China, trotz des Drucks der USA zuversichtlich zu bleiben und die Entwicklung seiner "neuen drei" Industrien, auf welche dieses falsche Narrativ besonders abziele, sowie anderer High-Tech-Sektoren und der digitalen Wirtschaft voranzutreiben, um hochwertige Produktivkräfte zu fördern. Zu den "neuen drei" des Landes gehören die Bereiche künstliche Intelligenz, biologische Industrien und die Entwicklung von vernetzten Städten. 

Wei prognostizierte in diesem Zusammenhang weitere politische Maßnahmen Chinas, die darauf abzielen sollen, ausländische Investitionen anzuziehen. Darüberhinaus werde das Geschäftsumfeld verbessert und die Öffnung auf hohem Niveau erweitern werden. Hierfür soll der besonders große Inlandsmarkt als Vorteil dienen. 

Durch die "Überkapazitäts"-Rhetorik entsteht das Bild, dass China aufgrund staatlicher Subventionen viele neue Energieprodukte zu niedrigen Preisen exportiere, was wiederum anderen Volkswirtschaften schade. Wei wies diese Vorwürfe der Überkapazität entschlossen zurück und betonte, dass chinesische Unternehmen im Einklang mit Gesetzen und Vorschriften arbeiten. Die Preisgestaltung für nNew Energy Produkte aus China stimmen laut Wei auch mit internationalen Regeln überein.

"Die unbegründete Anschuldigung, dass China Elektrofahrzeuge, Solarpaneele und andere Waren aus dem Bereich der sauberen Energie auf den Überseemärkten zu Dumpingpreisen anbietet, ist eine gemeine Methode des Handelsprotektionismus seitens der USA", erklärte Wei. "Die Welt braucht Chinas Exporte neuer Energieprodukte, die hohe Qualität und erschwingliche Preisen vereinen.", so Wei weiter. 

Wei hob Chinas Beitrag zur Deckung der steigenden weltweiten Nachfrage nach neuen Energieprodukten hervor und verwies auf Daten, die ein signifikantes Wachstum in der Produktion, dem Verkauf und den Exporten von NEVs (New Energy Vehicles) zeigten.  Im ersten Quartal 2024 stieg Chinas NEV-Produktion im Vergleich zum Vorjahr um 28,2 Prozent auf fast 2,12 Millionen Einheiten, während die NEV-Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr um 31,8 Prozent auf 2,09 Millionen Einheiten stiegen. Die NEV-Exporte erreichten in diesem Zeitraum 307.000 Einheiten, 23,8 Prozent mehr als im Vorjahr, so die China Association of Automobile Manufacturers. 

Angesichts der weltweit steigenden Nachfrage nach NEVs bis 2030 unterstrich er die Bedeutung einer internationalen Zusammenarbeit, insbesondere zwischen den USA und China, um den grünen und digitalen Wirtschaftssektor zu stärken.

"Die USA sind keine Verfechter des Freihandels mehr. Stattdessen verzerren sie das normale Funktionieren des Marktes, indem sie versuchen, China durch protektionistische Maßnahmen einzudämmen, was sich nicht nur auf sie selbst, sondern auch auf andere Volkswirtschaften zunehmend negativ auswirkt", sagte Wei. "Der Handelsprotektionismus ist einer der Faktoren, die die Inflation in den USA in die Höhe treiben. Die USA sollten das unausweichliche Wachstum der grünen und digitalen Wirtschaft weltweit anerkennen und die Win-Win-Zusammenarbeit mit China in den entsprechenden Sektoren, einschließlich NEVs, ausbauen, anstatt Chinas aufstrebende Industrien einzuschränken und anzugreifen", so Wei weiter. "Auf diese Weise wird China eine positive Rolle in globalen Industrieketten spielen und von seinen eigenen komparativen Vorteilen profitieren."

Wei betonte, dass China trotz des Drucks der USA entschlossen sein müsse, seine Modernisierung voranzutreiben. "Wir müssen uns bewusst sein, dass die USA wahrscheinlich verschiedene Mittel und Tricks anwenden werden, um zu versuchen, uns einzudämmen, aber sie können den Entwicklungsweg und die Zukunft Chinas nicht ändern. Wir müssen entschlossener sein, unsere Entwicklungsziele zu erreichen und die Marktnachfrage, die sich aus der wirtschaftlichen Globalisierung ergibt, besser zu befriedigen", sagte der ehemalige Beamte. 

Er erklärte, dass vor allem kleine und mittlere Technologieunternehmen aufgrund ihrer starken Innovationsfähigkeit und Flexibilität eine wichtige Rolle bei der Entwicklung neuer hochwertiger Produktivkräfte spielen könnten. Er erwartete klare politische Signale für die weitere Entfaltung des Potenzials der Pilot-Freihandelszonen und die Stärkung des Schutzes ausländischer Investoren und geistiger Eigentumsrechte.

"Ich glaube, dass es im zweiten Quartal klarere politische Signale zur weiteren Entfaltung des Potenzials der Pilot-Freihandelszonen, zur Verringerung der Zahl der Punkte auf den Negativlisten für den Markteintritt und zur Stärkung des Schutzes ausländischer Investoren und geistiger Eigentumsrechte geben wird", so Wei.